Worpswede: Kita-Imkerei wurde eingeführt
Die DRK-Kindertagesstätte „Am Wurth Wald“ in Worpswede verfügt jetzt über eine eigene Kita-Imkerei. Mit Unterstützung der „Dr. Christiane und Bernd Rogge-Stiftung“ konnte das Projekt erfolgreich gestartet werden.
Los ging es im Dezember 2023, als in der Kita zwei Bienenboxen ankamen. Die losen Bauteile wurden gemeinsam mit den Kindern zusammengebaut. Manche wollten schon hierfür unbedingt die Imkeranzüge tragen, die ebenfalls bestellt worden waren.
Bis zum nächsten März mussten sich die Kinder dann gedulden, ehe es mit dem Imkerei-Projekt weiterging. „Die Bienenkästen benötigten einen Schutzzaun, damit kein Kind selbstständig ohne Erwachsenen zu den Bienenkörben oder gar vors Einflugloch laufen konnte“, erklärt Kita-Leiter Benjamin Alexander Meyer. Die Kästen wurden so aufgestellt, dass die Kinder die Bienen durch die große Fensterfront der Kita-Halle beobachten konnten.
Die Kinder beteiligten sich am Bau des Schutzzauns und beim Aufstellen der Bienenkästen. So wuchs der Zaun dank der Unterstützung der Kinder schnell Stück für Stück. Im April pflanzten sie mit Unterstützung externer Fachkräfte bienenfreundliche Stauden. Dann holte man die im Winter zusammengebauten Bienenkästen rein, um diese bienenfreundlich zu gestalten. Zum Beispiel rauten die Kinder die Innenwände der Holzboxen an, damit die Bienen auf dem Holz Propolis bilden. Der Stoff entwickelt bei steigender Luftfeuchtigkeit eine antibiotische Wirkung.
Besonders wichtig war, dass die Kästen für den „Bücherskorpion“ optimal angepasst wurden. Er dient als natürliches Bekämpfungsmittel gegen die Varroamilbe. Die Kinder sammelten und trockneten deshalb Baumrinde, die dem winzigen Tierchen als Unterschlupf und Nisthilfe dient.
Mitte April kam der Bücherskorpion in der DRK-Kita „Am Wurth Wald“ an. Die Post brachte ihn circa eine Woche, bevor die Bienenschwärme ankamen. Die Kinder packten die 2 – 3 mm kleinen Tierchen aus und schauten sie sich unter Lupe und Mikroskop an. Indem sie die Beine zählten, konnten sie herausfinden, ob es sich beim Bücherskorpion um ein Insekt oder Spinnentier handelt. Sodann bereiteten die Kinder entsprechend die Nachzuchtbox für die Spinnentierchen vor.
Eine Woche später war es dann so weit: Zwei Bienenschwärme trafen in der Kita ein. Die Kinder gaben die Bücherskorpione in die Bienenkästen, hängten Rähmchen ein und füllten Futtersirup für den Start als Nahrungsquelle auf. „Auch für diese Arbeiten wollten die Kinder unbedingt schon ihre Schutzanzüge tragen, obwohl sich gar noch keine Bienen in den Boxen befanden“, erzählt Meyer.
Umso spannender wurde es, als die beiden Bienenschwärme am 24. und 25. April 2024 in die Bienenboxen einzogen. Die jeweilige Kunstschwarmkönigin musste noch mit den Bienen in einem extra Behälter verweilen, damit sich der Schwarm an ihre Königin gewöhnen konnte. Die Behälter wurden einen Spalt breit geöffnet, damit sich die Königinnen herausfressen konnten. Die Kinder schauten aufmerksam zu, wie die Bienen Stück für Stück Waben in die Rähmchen bauten und diese mit Brut und Vorräten füllten. Besonders gerne wurde nach der grün markierten Königin Ausschau gehalten.
Weil man im Vorfeld eine WLAN-Kamera eingebaut hatte, konnten die Kinder die Bienen auch an und in den Holzkisten beobachten. Im Laufe der Zeit hatte sich herausgestellt, dass ein Arbeiten mit mehr als vier Kindern zeitgleich nicht sinnvoll war. Dank der Kamera konnten aber alle live dabei sein.
Nach der Sommerschließzeit im August stellte man erschreckt fest, dass die Bienen ihre kompletten, selbst angelegten Vorräte verbraucht hatten. So musste im Augst und September zweimal wöchentlich mit Wasser verdünnter Sirup hinzugefüttert werden. Den Sirup mischten die Kinder an und probierten ihn gerne auch mal selbst.
Ab und zu konnten die Kinder auch einen Bücherskorpion in den Bieneboxen beobachten. Da man allerdings die eine oder andere Varroamilbe entdeckte, wurden die Milben zusätzlich mit einem „Varroa-Controller“ behandelt. Dabei handelt es sich um eine Art Bienensauna, in die nur die Rahmen mit der Brut gehängt werden. Der Worpsweder Imker Thomas Rinke leihte der DRK-Kita zu diesem Zweck seinen „Varroa-Controller“. Eine chemische Behandlung hätte den Bücherskorpion getötet.
Für das kommende Jahr hoffen die Kinder zumindest auf eine kleine Honigernte. „Wenn die Bienen im nächsten Jahr ausschwärmen und sich vermehren, wäre es sicherlich interessant, die Bienenboxen mit einer ‚Hiive‘-Bienenbeute zu ergänzen“, sagt Benjamin Alexander Meyer. „Sie imitiert einen Baumstamm und lässt einen natürlichen Wabenbau ohne Rähmchen zu. Dadurch könnten wir den Kindern einen Vergleich zwischen Natur und vom Menschen gebauten Bienenboxen vermitteln.“
Schon jetzt sei das Bienenprojekt für die Kinder etwas ganz Besonderes und Spannendes. Es solle als Langzeitprojekt über die nächsten Jahre fortgeführt werden.